29.06.2022
Im Rhythmus von drei Jahren vergibt die Theologische Fakultät Trier den nach ihrem Patron benannten Hieronymus-Preis. Am Dienstag, dem 24. Mai 2022 wurde im Rahmen einer akademischen Feier unserem Kollegen Richard Atchadé für seine philosophische Dissertation Philosophie der Macht. Paul Tillichs Verständnis der Macht im Kontext philosophischer Machttheorien im 20. Jahrhundert: Hannah Arendt – Michel Foucault – Helmuth Plessner – Karl Jaspers der Hieronymus-Preis 2021 verliehen. Den Preis erhielt er zusammen mit dem Trierer Bistumspriester Dr. Frederick Simon. Die Preisverleihung fand in der Promotionsaula des Trierer Bischöflichen Priesterseminars statt. Der Verein zur Förderung der Theologischen Fakultät Trier stellt die Prämie für den mit 1000 Euro dotierten Hieronymus-Preis bereit.
Nach einer musikalischen Eröffnung begrüßte der Rektor der Theologischen Fakultät, Prof. Dr. Johannes Brantl, die zahlreichen Gäste und freute sich besonders darüber, dass die LSRS als Kooperationspartner der Trierer Hochschule durch ihre Generalsekretärin, Frau Monique Kemp, vertreten wurde. Die Laudatio auf Richard Atchadé, der als Postdoctoral Researcher an der LSRS tätig ist, hielt sein Doktorvater, Prof. Dr. Dr. Werner Schüßler, Inhaber des Lehrstuhls für Philosophie. Hierin hob der Laudator hervor, dass der Preisträger mit seiner im Jahr 2019 eingereichten philosophischen Dissertation, in welcher Paul Tillichs ontologisch sich entwickelnde Machtkonzeption gegen die Machtverständnisse der vier im Titel genannten Denker herausgearbeitet und abgegrenzt wird, einen innovativen Beitrag zum philosophischen Diskurs um das Machtphänomen im 20. Jahrhundert eingebracht hat. Neben der inhaltlichen Leistung ist für Prof. Schüßler besonders auf die disziplinübergreifende Anlage sowie den zukunftsweisenden Forschungsbeitrag der Arbeit aufmerksam zu machen.
Nach der Preisverleihung durch den Vorsitzenden des Fördervereins, Herrn Dr. Hermann Josef Groß, und Rektor Prof. Dr. Johannes Brantl referierte Richard Atchadé in Anknüpfung an die Inhalte seiner Doktorarbeit in einem Kurzvortrag zu Der Schock der Endlichkeit – Paul Tillich zum Verhältnis von Sein und Nichtsein. Dass der Mensch, den Horizont seiner Endlichkeit zu überschreiten sucht, ist verständlich. Aber ist dieser Wunsch auch zu Ende gedacht? Mit dem deutsch-amerikanischen evangelischen Theologen und Philosophen Paul Tillich, der die Endlichkeit als Fundamentalbegriff der menschlichen Existenz charakterisiert, und kritisch gegenüber dem in manchen transhumanistischen Gedanken sowie in den überbordenden medizinischen Optionen zunehmend zum Ausdruck kommenden Wunsch des modernen Menschen nach der Überschreitung des Horizontes seiner Endlichkeit steht, lenkt Atchadé den Blick auf eine philosophische Lebenskunst, die die Endlichkeit nicht nur als ein Wesensmerkmal der menschlichen Existenz, sondern auch für deren Sinn als konstitutiv betrachtet. So gibt uns, so Richard Atchadé zusammenfassend, das Akzeptieren bzw. die Bejahung der Endlichkeit unseres Lebens jeden Tag von Neuem die Chance, unser Leben bewusst, sinn- und hoffnungsvoll zu gestalten.
Musikalisch wurde der akademische Festakt von Regionalkantor Volker Krebs umrahmt. Im Anschluss daran konnten die zahlreichen Gäste ihre persönliche Gratulation im Rahmen eines Stehempfanges aussprechen.