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Video – Kurzvortrag von Prof. Dr. Michael von Brück

Transformierte – und vielleicht auch zu transformierende Religion

12.05.2022

Unter vier Gesichtspunkten geht Prof. von Brück auf dieses Thema ein. Globalisierung stellt er als erstes in einen größeren historischen Kontext und verweist besonders auf das Jahr 1893, wo sich, in Zusammenhang mit der Weltausstellung, das Weltparlament der Religionen in Chicago trifft; 1894 gründet Pierre de Coubertin das Internationale Olympische Komitee. Es zeigt sich ein Wunsch nach einer geeinten Welt, an dem die Religionen teilnehmen. Dieses Bestreben wird heute in Frage gestellt und Religionen werden auch dazu benützt.

In seinem zweiten Punkt beschreibt Prof. von Brück drei Weisen, wie Religionen ablehnend auf die Globalisierung reagieren können: in fundamentalistischen Einstellungen, im Rückzug ins Individuelle, Esoterische und Private, unter Preisgabe eines gesamtgesellschaftlichen Anspruchs, sowie in Versuchen, einen Lebensstil mit Gewalt allen aufzudrängen.

Dies führt ihn dann dazu, im dritten Teil die Frage nach dem Ursprung und dem Wesen der Religionen zu stellen. Der Mensch besitzt die Möglichkeit, sich andere, bessere, ganzheitlichere Welten vorzustellen. Religionen entstehen aus diesem Vermögen und sie verleihen den Vorstellungen, die sie entwerfen, mit ihren Erzählungen, Riten, Symbolen große Kraft. „Religion“ gibt es deshalb auch weiterhin in verschiedenen Ausprägungen in unseren Gesellschaften, dort wo Menschen – individuell oder als Gemeinschaft – einen Anker und eine Mission suchen, oder dort, wo ihre Selbstwirksamkeit ihnen abhandenkommt, oder auch dort, wo sie nach transpersonalen Bewusstseinszuständen suchen.

Der vierte Punkt ist für Prof. von Brück derjenige, wo Religionen sehr stark gefordert sind, d.h. wenn es darum geht nicht nur Glaube und Vernunft, sondern vielmehr Vernunft, Emotionen und soziales Verhalten miteinander zu verbinden und dazu beizutragen, dass Menschen verträglich miteinander und mit der Welt, die ihr Lebensraum ist, umgehen. Eine Religion, die dies vermag, bezeichnet er als transformierte Religion.

 

Prof. von Brück, international ausgewiesener Religionswissenschaftler sowie Zen- und Yogalehrer, war auf Einladung der LSRS sowie der Organisationsgruppe, die sich unter der Leitung von Dr. P. Nilles um die Präsenz der Religionen im Programm der europäischen Kulturhauptstadt ESCH2022 verdient gemacht hat, am vergangenen 6. April zu Gast in Luxemburg.

 

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